17.12.1946: Geheimnisvolle Nachrichten über Ehen (Rudu)

Zunächst einmal: Die Mäh-Verlosung endete am Montag, heute ist Freitag. Ich weiß das, aber die Woche nahm keine Rücksicht auf mich. Gewonnen hat jedenfalls Eva Christian, die sehr korrekt sechs Schafe zählte. Eins sieht man nur von hinten.

Krimis

Krimis

Heute verlose ich ein Krimipaket. Darin enthalten sind vier Krimis, allesamt Rezensionsexemplare, die einmal von mir gelesen wurden. Wer das haben möchte, beantwortet mir bitte hier oder auf Facebook oder auf Twitter oder von mir aus auch per Brieftaube die Gewinnfrage, und das bitte bis nächsten Dienstag um 10 Uhr. Das ist der 15.4., übrigens der Geburtstag von Lenis Mann Friedrich, der an dem Tag 114 geworden wäre. Drum ist ihm auch die Gewinnfrage gewidmet – hier müsst Ihr raten. Rudu fragt, ob Friedrich noch seinen Flügel hat. Was glaubt Ihr? Hat der Flügel den Krieg überlebt?

Doch nun zum Brief. Wir kehren zur Korrespondenz zwischen Leni und ihrem Bruder Rudu zurück. Rudu wohnt in Guatemala, hat zwar die dortige Staatsbürgerschaft, aber doch finanzielle Schwierigkeiten aufgrund seiner deutschen Herkunft.


Guatemala, 17.12.1946.

Liebe Leni – lieber Friedrich,

schon seit einigen Wochen will ich Euch Eure Briefe vom 5. und 14. Okt. bestätigen, schob es aber immer wieder auf in der Hoffnung, Euch von hier bessere Nachrichten geben zu können. Nun kam heute Eure Karte vom 31. Okt. und Lenis Brief vom 2. November. Für alles herzlichen Dank, vor allem war natürlich eine große Freude Euer Familienbild vom Jan. 1945. Ich muß Euch heute gleich, wenn auch nur kurz antworten um Euch zu sagen wie glücklich auch wir sind, daß Euch das Care-Paket erreichte! Wir hätten schon weitere abgeschickt, aber leider sind wir nicht in der Lage, da wir seit August unsere monatlichen Zuweisungen nicht mehr bekommen haben. Ich hoffe immer von Woche zu Woche, bis dahin immer vergeblich. Es ist zu scheußlich. Auch hoffe ich, daß es sich vor Weihnachten regeln läßt, sonst wird es ein trauriges Fest! Von Achim forderte ich Hilfe, aber nur äußerst zögernd kam etwas, was wie ein Tropfen auf den heißen Stein war. So schrieb ich kürzlich an Klaus mit der Bitte an Euch noch ein Care Paket abzusenden, den Betrag will ich ihm dann später zurückerstatten. –

Für Eure so eingehenden Nachrichten meinen herzlichen Dank, ich freue mich so über alles, was Ihr berichtet, über Freunde und Verwandten-Schicksale kann man nicht eingehend genug hören. Wenn Du z. B. schreibst, daß Anneliese + Gertrud P. im K. Z. waren, so möchte man natürlich noch weiter wissen, wie lange, wo, weshalb und wie es ihnen jetzt geht. [klein eingefügt:] Wie geht es Frau P.? 1000 Fragen fallen einem ein! –

Jedenfalls sagt Euch bei allem was Ihr durchzumachen habt, daß es auch in anderen Teilen der Welt nicht viel besser zugeht! Ich denke oft an Euch und sehe in Gedanken wie Friedrich jeden Morgen seinem Ziel zusteuern kann: eine geregelte Arbeit kann ich mir schon garnicht mehr vorstellen Und es ist hier so hoffnungslos eine zu finden. So baue ich weiter Gemüse und laufe hemmungslos zum Anwalt.

Nun versucht nicht ganz die Hoffnung zu verlieren. Denn der Fall hier ist einzig dastehend, die Nachbarländer sind ganz anders vorgegangen und im Vergleich zu den Verhältnissen hier kann man die Zustände dort paradiesisch nennen. Ich schulde natürlich jetzt überall, eine ganz widerliche Lage. Daher konnte ich mich auch nicht mehr um die Dokumente bekümmern die Ihr angefordert hattet. –

Die Nachrichten über Albrecht + seine Ehen sind stets für uns etwas geheimnisvoll. Ist Albrecht ein schwieriger Ehemann? Hat Neger seiner Verwandten von der Ehe abgeraten und weshalb? Neger ist doch weiter sicher Albrechts Freund. Hat Friedrich noch seinen Flügel? – Die Nähe von Büchen – Ratzeburg braucht Euch nach meiner Meinung einstweilen nicht zu beunruhigen. –

Ich hoffe Euch bald ausführlicher zu schreiben, wenn mein seelisches Gleichgewicht wieder mehr hergestellt ist. Ich schlafe so schlecht und versuche durch vieles Lesen meine Gedanken abzulenken. –

Traurige Briefe kommen von Anna N. an ihre Schwägerin. – Es umarmt Euch sehr innig und wünscht Euch alles Gute für 47 Euer Rudu.


Wer die Personen sind, erfahrt Ihr in der Kategorie „Über die Briefe“. Albrechts Ehen sind für Euch einstweilen auch noch geheimnisvoll, der nächste Brief von Leni wird darüber aber Aufschluss geben. Mit der Nähe von Büchen und Ratzeburg bezieht sich Rudu wahrscheinlich auf die Nähe der Grenze zur Ostzone. Schön, dass er sie von Guatemala aus nicht beunruhigend findet.

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